Wer eigenen Strom mit einer PV-Anlage erzeugt, möchte im Idealfall so viel wie möglich davon selbst nutzen. Hierbei kann ein Energiemanagementsystem helfen.
Wir erklären Ihnen in diesem Beitrag alles, was Sie darüber wissen müssen.
Was ist ein Energiemanagementsystem?
Ein Energiemanagementsystem (EMS) vernetzt Ihre PV-Anlage mit den steuerbaren Stromverbrauchern in Ihrem Haus und sorgt dafür, dass der erzeugte Strom möglichst effizient und somit kostengünstig genutzt werden kann. Dadurch kann der Eigenverbrauch um bis zu 20 Prozent erhöht und somit gleichzeitig die Abhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz reduziert werden. Zusätzlich visualisiert das System Ihren erzeugten und verbrauchten Strom.
Ursprünglich wurden Energiemanagementsysteme für Industrie und Gewerbe entwickelt. Mittlerweile sind sie aber auch bei Privathaushalten immer beliebter geworben und werden als Home Energy Management System (HEMS) in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage und einem Batteriespeicher betrieben.
HEMS helfen Ihnen dabei mehr eigenen Strom zu nutzen und zu speichern, damit weniger Strom aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen werden muss. Dafür wird das System im Zählerkasten installiert und erfasst dort alle relevanten Energieströme der steuerbaren Verbraucher im Haushalt. Das sind alle Geräte, deren Stromverbrauch sich ganz oder teilweise in Zeiträume verschieben lässt, in denen die PV-Anlage genügend Strom produziert (z.B. Waschmaschine, Trockner, Ladestation etc.).
Außerdem bezieht das HEMS weitere Informationen, wie z.B. Wetterdaten, mit ein und prognostiziert damit den Stromverbrauch und die Erzeugung. Indem das Gerät entscheidet, wann welches Gerät mit Strom versorgt werden und wann beispielsweise der Batteriespeicher geladen wird kann der erzeugte Strom optimal genutzt werden, dadurch steigt auch Ihr Autarkiegrad. Solarstromanlage ohne Energiemanagementsystem
Bedient wird das System entweder über ein mobiles Endgeräte oder über ein Online-Portal. Dort sind nicht nur die Energiedaten grafisch aufbereitet, sondern es besteht auch die Möglichkeit, für die einzelnen Geräte im Haus Regeln zur Steuerung festzulegen. Dadurch können Sie beispielsweise bestimmen, wann die Spülmaschine das Geschirr gespült oder das E-Auto einen bestimmten Ladezustand erreicht haben soll. Außerdem lassen sich bestimmte Geräte priorisieren, die bevorzugt mit Solarstrom versorgt werden sollen.
Besonders in Smart Home Systemen lässt sich das HEMS gut einbinden, da es mit einem Smart Meter kommunizieren kann.
Das bringt das Energiemanagementsystem
- effiziente Nutzung von umweltfreundlichem und kostengünstigem Solarstrom
- Überblick über den Stromverbrauch von Haushaltsgeräten und Großverbrauchern
- Monitoring – Überblick über die Stromerzeugung der Solaranlage
- Senkung der Stromkosten und Steigerung der Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz
- Verbesserung der Energieflüsse
- Komfortgewinn und verbesserte Energiebilanz
- Versorgungssicherheit
Was kostet ein Energiemanagementsystem?
Einen pauschalen Preis für ein Energiemanagementsystem zu nennen, ist schwierig, da die Anschaffungskosten je nach Anbieter und Leistungsumfang um mehrere hundert Euro variieren können. Für die Einbindung von Solarstromanlage, Speicher, Wärmepumpe, Wallbox sowie relevanter Haushaltsgeräte können aber schnell über 1.000 Euro anfallen. Zusätzlich entstehen bei einigen Anbietern monatliche Kosten für die Nutzung der Cloud sowie die Speicherung der Daten.
Wie sicher sind meine Daten?
Datenschutz wird in Deutschland groß geschrieben. Daher fragen sich viele Nutzer eines HEMS, was eigentlich mit den analysierten und gespeicherten Daten passiert und wer alles darauf Zugriff hat.
Wie sicher die Daten Ihres Energiemanagementsystems sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Werden die Daten nur lokal verwertet, sind diese ziemlich sicher – vorausgesetzt, dass auch die vernetzten Geräte dem Standard für Datensicherheit und Datenschutz entsprechen. Zusätzlich sind ein sicheres Passwort sowie regelmäßige Sicherheitsupdates obligatorisch.
Schwieriger wird es hingegen bei Anbietern, die Cloud-Lösungen verwenden, um eine Visualisierung oder ausführliche Auswertung der Daten zu ermöglichen. Hier gilt: Die Daten sind solange sicher, wie es die Cloud ist. Zwar setzen die Hersteller hier auf hohe Standards, die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass digitale Speichermöglichkeiten nie zu einhundert Prozent vor Hackerangriffen geschützt sind. Für die größtmögliche Sicherheit sollten Sie auf Anbieter setzen, deren Clouds in Deutschland oder zumindest in der EU lokalisiert sind.
Wer installiert mein Energiemanagementsystem?
Die Installation ist in der Regel relativ schnell durchgeführt, wenn alle weiteren Elektroinstallationen auf dem neusten Stand der Technik sind. Da aber Arbeiten am Zählerkasten anfallen, darf ein HEMS nur von einem Fachbetrieb durchgeführt werden.
Um Ihre Geräte bestmöglich über das System steuern zu können, sind nach der eigentlichen Installation noch einige Einstellungen nötig, für die Sie am besten Ihren Installateur um Hilfe bitten.
Zusätzlich sollten Sie in den ersten Wochen und Monaten regelmäßig überprüfen, ob das Energiemanagementsystem effizient arbeitet und tatsächlich Strom gespart wird. Andernfalls müssen die Einstellungen noch einmal angepasst werden.
So nutzen Sie das Energiemanagementsystem im Alltag
Das HEMS kann mit allen smarten Haushaltsgeräten und Stromverbrauchern verbunden werden und somit das Beste aus Ihrem erzeugten Strom herausholen. Folgende Alltagsaufgaben kann ihr Energiesystem managen:
- Ihr Elektroauto aufladen
- Ihr Haus mit einer Wärmepumpe beheizen
- Warmes Wasser mit einer Wärmepumpe erzeugen
- Geräte aus der Ferne bedienen
- Den Stromspeicher laden
Für wen lohnt sich eine Energiemanagementsystem?
Nicht jeder Besitzer einer Photovoltaikanlage benötigt ein zusätzliches Energiemanagementsystem. Wer allerdings ein Smart Home hat, viele smarte Haushaltsgeräte, wie Waschmaschine, Spülmaschine oder auch eine Wärmepumpe und die Ladestation für’s E-Auto besitzt, der kann aus einem HEMS durchaus seine Vorteile ziehen. Wichtig ist, dass Ihre Geräte auch mit einem solchen System kompatibel sind. Diese Information finden Sie in der Regel in den Herstellerangaben. Bei Wärmepumpen gilt es auf das „SG-ready“-Label zu achten.
Natürlich spielt auch der finanzielle Aspekt eine tragende Rolle, denn Energiemanagementsysteme sind nicht gerade günstig.
Letztendlich müssen Sie individuell abwägen, ob die Anschaffungskosten eines HEMS im Verhältnis zum gesparten Strom stehen. Lassen Sie sich hier am besten gut beraten.